Brandkatastrophe
vom 24. Oktober 2001 |
Chronologie der Ereignisse
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24.10.2001 |
Der Gotthard-Strassentunnel wird wegen
eines Unfalls um ca. 09.45 geschlossen. Bei einer Frontalkollision zwischen zwei Lastwagen
bricht am Mittwochmorgen im Tunnel Feuer aus. Laut ersten Polizeiangaben soll der Unfall
Todesopfer gefordert haben. Nach Polizeiinformationen fand der Unfall etwa zwei Kilometer
vor dem Südportal statt. Einer der Lastwagen hat Pneus und Planen geladen.
Die Arbeit der Feuerwehr ist durch starke Rauchentwicklung stark erschwert. Ein Teil der
Tunneldecke soll eingestürzt sein. Die Fahrzeuge die von Norden her Richtung
Unfallstelle fuhren, sind von der Polizei geordnet im Tunnel gewendet worden.
Die Feuerwehr kann nicht zum Brandherd vordringen. Dichter Qualm dringt aus dem Tunnel. Da
der Rauch giftig sein könnte, wird die Bevölkerung von Airolo aufgerufen, die Fenster zu
schliessen.
Rund 150 Rettungskräfte sind im Einsatz. Verletzte Personen mit Rauchvergiftungen werden
ins Spital von Airolo gebracht.
Ein Sprecher der Tessiner Verkehrspolizei sagt, dass der Tunnel wohl für einige Zeit
gesperrt bleiben wird.
Die Urner und die Tessiner Polizei melden übereinstimmend, dass mindestens neuen Menschen
ums Leben gekommen sind. Auf Grund der grossen Hitze ist eine Annäherung an den Unfallort
nur bis auf ca. 300 Meter möglich.
Die Polizei geht davon aus, dass die zahl der Opfer noch ansteigen wird. Die Feuerwehr
schätzt, dass das Feuer frühestens am Donnerstag oder gar erst am Freitag gelöscht
werden kann. Man hat wegen der grossen Hitze (bis zu 1200° C) und der starken
Rauchentwicklung Probleme, sich den brennenden Fahrzeugen zu nähern.
Es ereignet sich eine starke Explosion im Tunnel. Die Tunneldecke stürzte über eine
Strecke von ca. 100 Metern ein.
Gerettete Personen werden im Spital von Airolo wegen Schock und Rauchvergiftungen
behandelt.
Nach 15.00 Uhr gelingt es Feuerwehrleuten durch den Sicherheitsstollen von Süden her an
die Unfallstelle vorzudringen. Ein Chauffeur, eines der beiden Lastwagen, hat offenbar
überlebt. |
25.10.2001 |
Man spricht von mindestens 10 Toten im
Gotthardtunnel. Nach Aussagen der Chemiewehr des Kantons Uri, geht man aber von wesentlich
mehr Toten aus. Diese Annahme bestätigte ein erster Augenschein, den man von der
Nordseite her, aus dem Sicherheitsstollen, nehmen konnte.
Es sieht im Tunnel chaotisch aus. Fahrzeuge sind ineinander geschoben und verschmolzen.
Decken und Wände sind eingebrochen. Menschen, die es nicht mehr geschafft haben den
Sicherheitsstolen zu erreichen, liegen auf der Fahrbahn.
Auf der Urnerseite konnten sich keine Personen in den Sicherheitsstolen retten, da sich
die Brandwolke mit grosser Geschwindigkeit in Richtung Norden ausbreitete. Die Lüftung
war nicht in der Lage den Rauch und die giftigen Gase abzuziehen, da sich das Feuer sehr
schnell ausgebreitet hat.
Auf der Südseite konnten sich viele Leute durch den Sicherheitsstollen retten. |
26.10.2001 |
Die Situation im Tunnel hat sich
normalisiert. Das Feuer ist gelöscht und die Temperatur ist auf ca. 35° C gesunken.
Derzeit ist es möglich bis auf 150 Meter an die beiden "Unfallcamions"
heranzukommen. Um die Sicherheit der Helfer aber nicht zu gefährden, wird vorerst die
Tunneldecke abgestützt.
In die "zona rossa", die eigentliche Unfallzone, kann man laut Polizeisprecher
erst am Montag vordringen. Die Fahrzeuge, die dort standen, sind zu formlosen Klumpen
zusammenschmolzen. Agenten aus der ganzen Schweiz bilden ein Spezialistenteam, das mit der
Identifizierung möglicher Opfer betraut wird.
Ein Lastwagenchauffeur, der sich zum Unglückszeitpunkt in der kritischen Zone aufgehalten
hat, berichtet, dass sich zum Unglückszeitpunkt an der Stelle viele Menschen aufgehalten
haben. Wie viele sich davon retten konnte, lässt sich auf Grund er Zeugenaussage nicht
feststellen.
Es bleibt also ungewiss, wie viele Personen an einer Rauchvergiftung starben oder durch
herunterfallende Deckenteile ums Leben kamen.
Die Liste, der von Angehörigen als vermisst gemeldeten Menschen, umfasste am Freitag nach
wie vor rund 120 Namen. Ein Spezialistenteam der Zürcher Polizei im Tunnel Fotografien
der rund 100 mehr oder weniger intakten Fahrzeuge machen. Bis spätestens am Samstagmorgen
will die Polizei eine Liste mit den entsprechenden Nummernschildern veröffentlichen.
Insgesamt 13 Lastwagen, 4 Lieferwagen und 6 Autos waren in den Unfall im Gotthardtunnel
verwickelt. Zeugenaussagen lassen den Schluss zu, dass die bisherige Zahl von 11
Todesopfern nicht allzu stark nach oben korrigiert werden muss. sämtliche Fahrer, die
nicht direkt in die Frontalkollision der beiden Lastwagen verwickelt waren, hätten
sich retten können.
Die Polizei spricht nach wie vor von elf Todesopfern. Die Vermisstenliste umfasst derzeit
noch 113 Namen. |
27.10.2001 |
Die Sicherungsarbeiten im zerstörten
Teil des Gotthardtunnels kommen gut voran. So können auch die Bergungsarbeiten
vorangetrieben werden. In Schichten wird Tag und Nacht durchgearbeitet. Auch diverse Spezialisten und Gerichtsmediziner arbeiten auf
Hochtouren. Die Toten aus der "roten Zone" werden nur sehr schwerlich oder
überhaupt nicht mehr identifizierbar sein. Die Leichen sind in der Feuerhölle fast
restlos verbrannt. Ein "Disaster Victim Team", das jetzt eingesetzt wird, setzt
alles daran trotzdem eine Identifikation vorzunehmen. Dazu werden auch DNS-Spezialisten
herbeigezogen. Die Zahl der möglichen Toten wird bis zu diesem Zeitpunkt auf 55 herunter
korrigiert.
Unterdessen gibt es das Gerücht, dass ein
belgischer Lastwagenfahrer das Inferno im Gotthardtunnel ausgelöst haben soll. Dies wurde
jedoch von den Behörden noch nicht bestätigt.
Noch heute sollen die Nummernschilder der Autos im
Gotthard veröffentlicht werden.
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28.10.2001 |
Die Bergungs-, Sicherungs- und
Aufräumarbeiten ruhen heute. In Airolo findet ein Gedenkgottesdienst für die
Verunglückten Personen statt. Rund 400 Personen nehmen an der von Bischof Torti gelesenen
Messe teil. |
29.10.2001 |
Die für heute Montag geplante
Wiederaufnahme der Bergungsarbeiten hat sich verzögert. Man ist weiterhin damit
beschäftigt, die Sicherheit in der "roten Zone" und die Luftqualität zu
prüfen. Auf der einen Seite wird die Einsturzgefahr weiter überprüft, um das Risiko bei
den Untersuchungs- und Bergungsarbeiten möglichst zu verringern. Andererseits geht es
darum, die Luftqualität auf toxische Rückstände zu überprüfen, sind doch bei der
Brandkatastrophe teilweise unbekannte Güter und Materialien verbrannt. Da Staubpartikel
in der Tunnelluft sind, geht's also zuerst darum die Frage zu klären, wie giftig die
Fracht war, die transportiert wurde. Die Suche
nach weiteren Opfern durch die Spezialisten des Wissenschaftlichen Dienstes der Tessiner
Kantonspolizei konnte deshalb noch nicht aufgenommen werden. Der Einsatz des Expertenteams
der Disaster Victim Identification ist nun für frühestens Dienstag geplant.
Um die effektive Zahl der Todesopfer herrscht zur
Zeit etwas Verwirrung. Die Tessiner Verkehrspolizei spricht neu von zehn Personen, die bei
der Brandkatastrophe im Gotthardtunnel ums Leben kamen. Von den zehn Todesopfern konnten
neun bisher identifiziert werden.
Die Liste der von Angehörigen als vermisst
gemeldeten Personen hat sich am Montag auf 23 Menschen verkleinert. Die Polizei hofft nach
wie vor, dass diese Personen nicht unter den Opfern sind.
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30.10.2001 |
Die Bergungs- und Aufräumarbeiten
können noch nicht aufgenommen werden, da zuerst die Analysen der Staub- und Russpartikel
vorliegen müssen. Die Vermisstenzahl hat sich
auf 16 reduziert. Bei Untersuchungsarbeiten sind in einem Autowrack menschliche
Überreste gefunden worden. Erste Anzeichen deuten darauf hin, dass es sich um eine der
noch vermissten Personen handeln könnte.
Die Tessiner Polizei bestätigt, dass der vom
Türken Sefy Aslan gefahrene LKW den Unfall verursacht hat. Der Fahrer des
belgischen Lasters habe wahrscheinlich wegen eines geplatzten Reifens die Herrschaft über
sein Fahrzeug verloren, vermuten Mitarbeiter des Forschungsteams.
Aslan ist nach dem Unfall die Flucht aus dem
Unglückstunnel nicht mehr gelungen. Wahrscheinlich ist er der zehnte Tote, der geborgen
werden konnte. Erst eine DNS Analyse wird aber Gewissheit bringen.
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31.10.2001 |
Die Resultate der
Luftqualitätskontrolle liegen noch nicht vor. Die Tests sollen erst in vier bis fünf
Tagen abgeschlossen sein. Sie entscheiden darüber ob und wann die Spezialisten im Tunnel
arbeiten können. Rund um die Uhr bewachen
Leute des Festungswachkorps die beiden Portale. Die Bergungsarbeiten wurden gestoppt.
Man befürchtet, dass der Gotthard-Tunnel mit
hochgiftigen Stoffen verseucht ist, entstanden doch durch die Verbrennung von Pneus,
Plastikstoffen und Autolacken hochgiftige und krebserregende Verbindungen. Diese Gefahr
wurde von den Verantwortlichen erst am Montag erkannt, nachdem über 300 Retter im Tunnel
Tag und Nacht gearbeitet hatten...
Man weiss mittlerweile auch, dass die belgische
Transportfirma, mit deren Lastwagen die Brandkatastrophe ausgelöst wurde, keine
Bewilligung für Strassentransporte hat. Der vermutlich beim Unfall ums Leben gekommene
türkische Fahrer besass zudem lediglich ein für drei Monate gültiges Touristenvisum
für Belgien.
Nach der erneuten Verzögerung der Bergungsarbeiten,
geht man davon aus, dass diese frühestens in ca. zwei Wochen beginnen können. Der
Gotthardtunnel wird demnach noch für einige Monate geschlossen bleiben. Wenn alles gut
geht, rechnet man damit, den Tunnel im Frühjahr 2002 für den Personenwagenverkehr wieder
zu öffnen.
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01.11.2001 |
Die Zahl der Todesopfer nach der
Brandkatastrophe liegt nun offiziell bei elf. Vermisst werden mittlerweile nur noch neun
Personen. Beim neu entdeckten Opfer handelt es sich offenbar um einen paraguayischen
Staatsbürger. Die Identität von zwei Todesopfern ist nach wie vor ungeklärt. |
02.11.2001 |
Die bis heute vorliegenden Ergebnisse
der Staub- und Luftanalyse lassen Bergungsarbeiten im Tunnel gefahrlos zu. Ab heute soll
damit begonnen werden. Es muss noch entschieden werden, welche Schutzanzüge und Masken
die Arbeiter und das DVI-Team dazu tragen müssen. Eine Bauequipe soll ebenfalls damit beginnen, die heruntergefallenen
Deckenteile zu entfernen. Dadurch soll den wissenschaftlichen Mitarbeitern der Zugang zu
den noch nicht untersuchten Zonen ermöglicht werden.
Nach heutigen Beschlüssen sollen auch die 23
Fahrzeuge, nach nochmaliger erkennungsdienstlicher Untersuchung, aus dem Tunnel entfernt
werden.
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03.11.2001 |
Nach Angaben der Tessiner
Kantonspolizei verzögern sich die Bergungsarbeiten und die Suche nach weiteren möglichen
Opfern um mindestens eine Woche.
Die Staatsanwaltschaft ordnete am Freitag Abend die Einstellung aller Arbeiten in der
"roten Zone" an. Der Grund dafür ist, dass man nochmals eine minutiöse
Bestandesaufnahme des Unfallortes vornehmem will. Alle möglichen Hinweise, der zur
Brandkatastrophe geführt haben könnten, sollen untersucht werden.Die Spezialisten des DIV-Teams können ihre Arbeit somit
frühestens in einer Woche aufnehmen.
Es werden nach Angaben der Polizei immer noch 9
Menschen vermisst.
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04.11.2001 |
Aus dem Tunnel werden erste Wagen
geborgen. Es handelt sich dabei um Wagen, die auf der Nordseite der Unglücksstelle stehen
geblieben sind.
Einige der Fahrzeuge sind beinahe unversehrt und können aus dem Tunnel gefahren werden.
Um möglichst wenig toxische Asche mitzuführen, werden die Autos vorher im Tunnel mit
Wasser abgespritzt.
Auf einen Autozug verladen, bringt man die Wagen nach Airolo, wo sich ein Sammelplatz
aller beteiligten Fahrzeuge befindet.
Ausser den Lastwagen sind nun keine Fahrzeuge mehr im Tunnel. |
05.11.2001 |
Die Aufräumarbeiten ausserhalb der
"roten Zone" sind auch heute in vollem Gange.
Zur Zeit werden noch fünf Personen vermisst. |
06.11.2001 |
Laut Angaben der Tessiner
Kantonspolizei hat sich die Zahl der vermissten Personen heute auf drei reduziert. |
08.11.2001 |
Die Tessiner Regierung, namentlich
Regierungsrat Marco Borradori fordert, dass der Gotthardtunnel an Weihnachten für den
Personenwagen und den Busverkehr wieder offen sein soll.
Für den Lastwagenverkehr soll der Gotthardtunnel im Frühjahr 2002 (ev. unter
Auflagen) wieder geöffnet werden. |
09.11.2001 |
Die Räumungsarbeiten im
Gotthardtunnel haben heute - drei Tage früher als angekündigt - begonnen. Die beiden
LKW, welche die Brandkatastrophe verursachten, sind aus dem Tunnel geschleppt worden.
Der vor Ort anwesende Tessiner Staatsanwalt Antonio Perugini, der diese Woche in
der "roten Zone" die Untersuchung von Polizei und Brandspezialisten
leitete, verweigert jegliche Stellungnahme über den Stand der Ermittlungen. Angestellte der
italienischen Firma Beta Trans in Segrate, welche den Unfalllastwagen beladen hatten,
wollten die sterblichen Überreste des Todesfahrer laut TSI wiedererkannt haben.
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10.11.2001 |
Das hochgesteckte und
ambitionierte Ziel von Regierungsrat Marco Borradori, den Tunnel für Weihnachten wieder
offen zu haben, wurde vom Bundesamt (Astra) eher relativiert. Dort rechnet man
weiterhin mit einer Sperrung von zwei bis sechs Monaten.
Die von Borradori vorgeschlagene Lösung, den Tunnel vorerst für den Personenwagenverkehr
zu öffnen, komme für das Astra nicht in Frage. Die Sicherheit sei wichtiger als
ökonomische Interessen, betonte Michael Gehrken. |
14.11.2001 |
Die Schweizerische
Unfallversicherungsanstalt (Suva) hat bei ihren Untersuchungen der Luft im Gotthard-Tunnel
vorerst Entwarnung gegeben. Es wird erwartet, dass die giftigen Substanzen nicht in
gesundheitsgefährdenden Konzentrationen vorhanden sind.
Über dem erlaubten Grenzwert lägen die Dieselmotoremissionen. Dabei handle es sich
genaugenommen um Russpartikel. Die Schutzmasken würden den Räumungsequippen
allerdings ausreichend Schutz vor dem Russstaub bieten.
Definitiv fest stehe, dass sich keine lungengängigen Fasern wie etwa Asbest im Tunnel
befänden, betont der Suva-Sprecher weiter. |
19.11.2001 |
Die eigentlichen
Sanierungsarbeiten im Gotthardtunnel haben heute begonnen. In drei Schichten wird
rund um die Uhr an der Wiederherstellung des beschädigten Tunnelabschnittes gearbeitet.
Die vom Tessiner Regierungsrat gewünschte Eröffnung an Weihnachten (für den
Personenverkehr), wird vom Bundesamt weiterhin in Frage gestellt. |
24.11.2001 |
Die Leiche des 45-jährigen türkischen
Fahrers ist rund 300 Meter nördlich vom Unfallort entdeckt worden. Er wurde auf Grund
einer DNA-Analyse einwandfrei identifiziert.
Die Obduktion der Leiche ergab im weiteren, dass der Mann zur Zeit des Unfalls
alkoholisiert war. Wie hoch der Blutalkoholgehalt vor dem Unfall war, lässt sich
aber nicht mehr einwandfrei feststellen.
Staatsanwaltschaft Perugini hat nun von den belgischen Behörden auf dem Rechtshilfeweg
Auskunft über das Transportunternehmen Gul verlangt, das das Unfallfahrzeug über zwei
andere Firmen geleast hatte. Auch soll das Anstellungsverhältnis mit dem Fahrer geklärt
werden. Der Staatsanwalt dementierte aber Berichte, wonach der Chauffeur keine
Fahrbewilligung besessen habe.
Ebenfalls auf Grund einer DNA-Analyse wurde ein weiterer Lastwagenfahrer identifiziert,
von dem die entdeckten Knochenreste stammten. Der italienisch-paraguayanische Chauffeur
hatte laut Zeugenaussagen sein Fahrzeug zwar rechtzeitig verlassen können. Später sei er
aber zurückgekehrt, um einige persönliche Gegenstände zu retten. Dabei sei er im
Lastwagen verbrannt.
Alle übrigen Opfer starben laut dem Gerichtsmediziner an Rauchvergiftung, einige auf dem
Weg zu den Schutzräumen, andere in ihren Fahrzeugen. In der so genannten «roten Zone»,
wo die meisten Menschen starben, befanden sich 23 Fahrzeuge, die sich teilweise
gegenseitig beim Versuch zu wenden oder rückwärts aus dem Tunnel zu entkommen,
behinderten.
«Der Tunnel hat den Brand verhältnismässig gut überstanden», sagte Fachmann Francois
Pichon. Trotzdem ist nach wie vor unklar, wann er wieder eröffnet werden kann. Die
Tessiner Regierung hatte in Aussicht gestellt, dass der Leichtverkehr möglicherweise auf
Weihnachten wieder durch den Strassentunnel fahren kann. Bauingenieur Carlo Mariotta
bezeichnete diese Pläne als ehrgeizig. Trotz 24-Stunden-Schichtbetrieb bei den
Reparaturen werde der Sicherheitsgrad in einem Monat noch nicht jenem vor dem Unfall
entsprechen, sagte er. Die Sicherheit wäre aber ausreichend, um den Leichtverkehr
durchzulassen.
Ab Jahresbeginn bis voraussichtlich vor Ostern sollen dann weitere
Instandstellungsarbeiten und technische Verbesserungen vorgenommen werden. Dabei werden
auch die Vorschläge von zwei internationalen Expertengruppen berücksichtigt, welche den
Unfallhergang untersuchen. «Sollten diese Massnahmen zehn Monate erfordern, so wird eben
die definitive Wiedereröffnung für den Verkehr so lange hinausgeschoben», sagte
Mariotta weiter. |
04.12.2001 |
Bis anhin wurden im Tunnel 875 Tonnen
der Zwischendecke herausmontiert, die bei der Brandkatastrophe beschädigt wurde. Zudem
wurden rund 600 Tonnen Asphaltbelag abgetragen. Weitere acht Zentimeter müssten noch
abgeschliffen werden, hiess es. Zudem wurden 750 Tonnen Wandverkleidungen demontiert und
acht Kilometer Entlüftungskanäle gereinigt. Neu installiert wurden die
elektromechanischen Anlagen auf einer Länge von 75 Metern. |
06.12.2001 |
Lastwagen sollen erst ab Ostern wieder
durch den Gotthardstrassentunnel rollen. Die Betriebskommission des Gotthardtunnels stuft
eine vorherige Öffnung als höchst riskant ein. Sie hat aber gleichzeitig bestätigt,
dass der Personenwagenverkehr bereits ab 21.
Dezember wieder durch den Tunnel fahren kann. Der Tessiner Staatsrat Marco Borradori sagte an einer
Pressekonferenz am Montag in Airolo (TI), der Bundesrat müsse sich gut überlegen, wenn
er den Schwerverkehr früher durch den Tunnel lassen wolle. Ein solches Unterfangen wäre
höchst riskant, zumal der Sicherheitsstandard des Tunnels dannzumal höchstens jenem vor
der Brandkatastrophe vom vergangenen 24. Oktober entspreche. Denn bis Weihnachten könnten
nur die notwendigsten Arbeiten abgeschlossen werden. Bei einem allfälligen Unfall würden
zudem Uri und Tessin und nicht der Bund haftbar gemacht, ergänzte Kantonsingenieur Carlo
Mariotta.
Die Betriebskommission will deshalb den Schwerverkehr erst ab Ostern wieder durch den Tunnel fahren lassen. Zudem werden strenge Auflagen
gefordert wie der Mindestabstand von 150 Metern zwischen zwei Lastwagen, Einbahnverkehr
für den Schwerverkehr und allenfalls auch Geschwindigkeitsbeschränkungen. Für den
Personenwagenverkehr soll der Tunnel am 21. Dezember provisorisch rund um die Uhr
geöffnet werden.
Die Urner und Tessiner Regierungen
wollen den Rapport der Ingenieure nun Bundespräsident Moritz Leuenberger zukommen lassen.
Dieser entscheidet offenbar noch diese Woche über die definitive Wiedereröffnung des
Tunnels.
Was passiert, wenn der Bund die Empfehlungen der
Betriebskommission ignorieren sollte? «Dann lehnen Uri und Tessin jegliche Verantwortung
ab», sagte der Tessiner Regierungsrat Marco Borradori. «Leuenberger geht dieses Risiko
nicht ein», ergänzte sein Urner Kollege Peter Mattli.
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10.12.2001 |
Der Bundesrat gibt bekannt, dass der
Gotthardstrassentunnel ab Freitag, 21. Dezember 2001 wieder für jeglichen Verkehr
geöffnet wird.
Für den Schwerverkehr sollen aber gewisse Einschränkungen gelten, so gilt ein
Mindestabstand von vorerst 150 Metern. Zudem ist eine Einbahnregelung zur Verbesserung der
Sicherheit geplant. |
21.12.2001 |
Der Gotthardtunnel wird um 17.26 Uhr
für den Personenwagenverkehr wieder geöffnet. |
22.12.2001 |
Für den Lastwagenverkehr wird der
Tunnel um 05.00 Uhr wieder freigegeben. Für die Durchfahrt des Schwerverkehrs werden
allerdings Massnahmen getroffen, die das Unfallrisiko vermindern und die Anzahl der
Lastwagen reduzieren sollen. |
Bilder der
Brandkatastrophe
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