Der Bau der zweiten Tunnelröhre hat sich aufgedrängt. Zum einen ist die erste Röhre seit 40 Jahren in Betrieb und bedarf einer umfangreichen Instandsetzung. Zum anderen soll die Sicherheit weiter verbessert werden, da der Verkehr in diesem Zeitraum stark zugenommen hat. Dank der zweiten Röhre verläuft der Verkehr nach der Instandsetzung der ersten Röhre räumlich getrennt. Pro Röhre steht eine Spur in eine Richtung zur Verfügung. Und es gibt neu einen Pannenstreifen in beiden Röhren. Dies verbessert die Sicherheit – ganz ohne Kapazitätserhöhung.
Die Baustelle 2TG (zweite Tunnelröhre Gotthard) ist von der im Betrieb stehenden Röhre 1TG (erste Tunnelröhre Gotthard) baulich und sicherheitstechnisch getrennt. Die Verkehrsführung in der ersten Röhre wird also während den Arbeiten am Haupttunnel 2TG nicht beeinflusst. Das ASTRA überprüft die erste Röhre, den SISto und weitere bestehende Bauwerke laufend auf Einwirkungen der Arbeiten an der zweiten Röhre. Die Überwachung beinhaltet Erschütterungsmessungen an den bestehenden Portalzentralen, Zwischendecken, Vorsatzschalen und Einrichtungen sowie Verformungsmessungen des Gewölbes und der Zwischendecke. Im Weiteren sind visuelle Kontrollen (z. B. Risse oder Abplatzungen der Verkleidung) vorgesehen, um eine eventuelle Überbeanspruchung durch den Bau der 2TG zu erkennen.
Nach Abschluss der Arbeiten und der Inbetriebnahme der zweiten Röhre werden die zwei Tunnelröhren mit einstreifigem Richtungsverkehr betrieben. Eine zweite Spur dient als Pannenstreifen. Der Verkehr Richtung Airolo wird durch die bestehende, neu sanierte Röhre geführt, während der Verkehr Richtung Göschenen durch die neue Röhre geleitet wird. In den Portalbereichen sind Mittelstreifenüberfahrten vorgesehen, um den Verkehr bei Bedarf in die eine oder andere Röhre umzuleiten.
Vor den Portalen wird der Verkehr wie heute von zwei Fahrstreifen auf einen reduziert und durch die beiden Tunnels geleitet. Dabei steht in jede Richtung der linke Streifen als Fahr- und der rechte als Pannenstreifen zur Verfügung. Bei Pannen kann so der Fahrsteifen weiter betrieben werden, was die bedeutende Nord-Süd-Verbindung fliessender und zuverlässiger macht.
Im Falle längerer Sperrungen einer Tunnelröhre (z. B. Ereignisfall mit Unterhaltsarbeiten) kann das ASTRA den betroffenen Verkehr in die andere Röhre umleiten und diese so lange wie nötig im Gegenverkehr betreiben.
Das heutige Dosiersystem, seit 2002 gesetzlich verankert und in Betrieb, wird sowohl für Personen- wie auch für Lastwagen aus Sicherheitsgründen beibehalten. Auch bei zwei Röhren gilt eine Beschränkung auf 1000 Personenwagen pro Stunde und Richtung. Gleichzeitig lässt das Verkehrsregime 60 bis maximal 150 Lastwagen pro Stunde und Richtung zu. Auch daran ändert sich nichts. Das Dosiersystem stellt sicher, dass zwischen den einzelnen Lastwagen ein genügend grosser Abstand besteht. Das Unfallrisiko sinkt damit erheblich.