Für die zweite Gotthardröhre werden mehrere Millionen Tonnen an Gestein ausgebrochen. Dieses wird über ein ausgeklügeltes Logistiknetz transportiert und vor Ort für die weitere Verwendung aufbereitet.
Die obere Leventina und insbesondere das Urner Reusstal zeichnen sich durch enge Schluchten aus, was zahlreiche Herausforderungen für die Materiallogistik der Baustelle des Gotthardtunnels mit sich bringt.
Von den 7,4 Millionen Tonnen Ausbruchmaterial beim Bau der zweiten Gotthardröhre werden rund 7,2 Millionen Tonnen weiter eingesetzt: für den Tunnelbau (1,5 Millionen Tonnen), für die Sanierung der ersten Röhre (0,3 Millionen Tonnen), zur Überdeckung der Autobahn bei Airolo (1,9 Millionen Tonnen) und für die Renaturierung der Flachwasserzonen im Urnersee (3,5 Millionen Tonnen). Nur 0,2 Millionen Tonnen werden definitiv deponiert. Der Umgang mit einer solch riesigen Materialmenge ist sehr anspruchsvoll und je nach Bauphase unterschiedlich. Zuerst wird das Material ausgebrochen, dann für die verschiedenen Projekte aufbereitet und zuletzt an die dafür vorgesehenen Orte transportiert.
Mit der Inbetriebnahme der zwei Tunnelbohrmaschinen (TBM) für den Haupttunnel Anfang 2025 geht die Materialbewirtschaftung in den Vollbetrieb über.
Das ausgebrochene Material wird noch im Tunnel kategorisiert: Überschüssiges Material vom Typ A und Typ B wird für die Seeschüttung im Urnersee und für die Aufwertung der Region Airolo verwendet. Zu feines Material, das sich nicht für Schüttungen eignet, wird direkt aussortiert und fachgerecht deponiert. Die Kategorisierung des Materials ist nicht mit der üblichen Materialklassifizierung für Deponien zu verwechseln.
Das A-Material von der TBM Süd gelangt über Förderbänder zur Aufbereitungsanlage im rund drei Kilometer entfernten Stalvedro, wo es für die spätere Verwendung als Betonzusatz vorbereitet wird. Bis zur Betonproduktion wird das A-Material auf den verschiedenen Zwischendeponien in Stalvedro gelagert, bevor es über ein weiteres Förderband zurück nach Airolo transportiert wird. Der Beton gelangt dann über die Betonanlage in Airolo wieder in den Tunnel.
Das B-Material gelangt ebenfalls über Förderbänder nach Stalvedro, wird aber sofort in ein Zwischenlager umgeleitet und kann von dort für spätere Schüttungsprojekte eingesetzt werden.
Die Aufbereitung und die Zwischenlagerung finden primär an der Südseite des Gotthards statt. Das auf der Nordseite ausgebrochene und für eine Wiederverwendung geeignete Material wird durch den Bahntunnel von Göschenen nach Airolo transportiert und dort in den oben erklärten Materialzyklus integriert. Der Rücktransport des aufbereiteten Materials nach Göschenen erfolgt ebenfalls per Bahn.