Nach langen Vorbereitungsarbeiten steht dieses Jahr auf den Baustellen in Göschenen und Airolo der Hauptvortrieb durch die beiden Tunnelbohrmaschinen (TBM) im Mittelpunkt. Diese starten vom Nord- bzw. Südportal und werden sich ungefähr in der Mitte treffen. Parallel dazu laufen auch die Materialbewirtschaftung und die Produktionsanlagen für die Tübbinge auf Hochtouren.
Nach der mit Spannung erwarteten Andrehfeier am 14. Februar 2025 mit hochkarätigen Gästen – unter ihnen Bundesrat und UVEK-Vorsteher Albert Rösti – haben die Tunnelbohrmaschinen erfolgreich ihren Betrieb aufgenommen. Die eindrücklichen Maschinen mit einem Durchmesser von je 12,3 Metern und einer Länge von 110 Metern legen jeweils über acht Kilometer zurück und treffen voraussichtlich im Jahr 2027 aufeinander. Es wird im Durchlaufbetrieb mit einem täglichen Fortschritt von bis zu 20 Metern gerechnet.
Parallel zum Hauptvortrieb ist auch die Materialbewirtschaftung in den Vollbetrieb übergegangen. Die rund 7,4 Millionen Tonnen Ausbruchmaterial werden in der Anlage in Stalvedro aufbereitet, bevor sie unter anderem weitere Verwendung für die Tübbingproduktion finden. Jeweils sechs solcher vor Ort hergestellten Betonelemente mit einer Breite von 2 Metern bilden einen vollständigen Ring, mit dem der Tunnel ausgekleidet wird. Täglich werden bis zu zehn Ringe sowohl in Göschenen als auch in Airolo produziert. Eine komplexe Logistik mit Förderbändern und Bahntransporten ermöglicht es, auf bis zu 750 LKW-Fahrten pro Tag zu verzichten und die Lagerung sowie Verteilung des Materials zwischen Airolo und Göschenen zu optimieren.
Noch in diesem Jahr beginnt die Produktion der Elemente für die Werkleitungskanäle (WELK). Unterhalb der acht Meter breiten Fahrbahn im Tunnel befinden sich zwei solche Werkleitungskanäle: In einem Kanal werden alle Leitungen für Strom, Kommunikation und Löschwasser installiert, die für den Tunnelbetrieb notwendig sind. Der zweite Kanal bietet Platz für Infrastrukturen Dritter. Zum Beispiel für die Stromnetzbetreiberin Swissgrid: Sie ersetzt ihre bestehende Hochspannungsleitung über den Gotthardpass durch eine neue Leitung im Strassentunnel. Die Integration einer solchen Leitung in einen Strassentunnel ist europaweit ein Pionierprojekt. Nach der Inbetriebnahme wird die alte Leitung über den Gotthardpass zurückgebaut.
Nebst den beiden Hauptvortrieben laufen weiterhin die Ausbrucharbeiten der geologischen Störzone Mesozoikum, die fast 300 Meter lang ist und rund vier Kilometer vom Portal in Göschenen entfernt liegt, und der ähnlich langen geologischen Störzone Guspis, die fast fünf Kilometer vom Südportal in Airolo entfernt ist. In diesen Lockersteinzonen kommt der klassische Vortrieb mit Presslufthammer und gelegentlichen Sprengungen zum Einsatz. Schliesslich werden die Störzonen mit Metallbögen, Ankern und Spritzbeton speziell gesichert. Die Störzonen werden jeweils über einen Zugangsstollen erreicht, der zuvor mit einer kleineren Tunnelbohrmaschine erstellt wurde.
Ebenso laufen derzeit die Vorarbeiten für den Bau der Valnit-Brücke, die auf einer Länge von etwa 250 Metern und mit einer Hauptspannweite von 96 Metern über das Becken der Tessiner Elektrizitätsgesellschaft AET gebaut wird.