Tunnelbohrmaschinen sind mächtige Maschinen – sie können viel bewegen, ihr Einsatz birgt aber immer auch gewisse Risiken. Damit diese so klein wie möglich sind, gelten höchste Anforderungen an die Sicherheit, und bei ihrem Betrieb kommt besonders geschultes und erfahrenes Personal zum Einsatz. Trotzdem können Unfälle passieren. Am 31. Mai 2022 probte die Schadenwehr Göschenen zusammen mit den Einsatzkräften von Tre Valli Soccorso in einer gemeinsamen Übung den Ernstfall.
Die natürliche Umgebung einer Tunnelbohrmaschine ist der Fels. Nur selten ist sie komplett zusammengebaut und von allen Seiten her zugänglich – am 31. Mai 2022 war dies aber die Situation bei der Tunnelbohrmaschine für den Zugangsstollen zur Störzone Nord, welche demnächst ihre Arbeit aufnehmen wird. Die Rettungsorganisationen nutzten diese Gelegenheit für eine umfassende Rettungsübung.
Geübt wurden verschiedene Varianten einer Personenrettung aus dem Bohrkopf. Dieses Szenario stellt eine schwierige Übungsanlage dar, es ist aber auch sehr realistisch: Beim Betrieb einer Tunnelbohrmaschine müssen von Zeit zu Zeit die abgenutzten Rollmeissel gewechselt werden. Dazu wird die Tunnelbohrmaschine angehalten, und die Arbeiter steigen in den Bohrkopf, um die Rollmeissel austauschen zu können. Dabei handelt es sich um eine sehr anspruchsvolle und riskante Arbeit. Trotz zahlreichen Sicherheitsmassnahmen bleibt bei solchen Arbeiten ein gewisses Restrisiko. Aus diesem Grund sind regelmässige Übungen der Rettungskräfte wichtig.
Für die Einsatzbereitschaft sind Rettungsorganisationen auf hochqualifiziertes technisches Personal angewiesen, welche die möglichen Einsatzumgebungen mit ihren Tücken kennen. Die Übung an einer echten, funktionierenden Tunnelbohrmaschine ist daher von grosser Bedeutung. Charly Simmen, Sicherheitsbeauftragter der Baustelle Göschenen, gab sich im Anschluss an die Übung sichtlich zufrieden: «Es hat alles funktioniert, die Vorgaben wurden alle erfüllt und die Zusammenarbeit zwischen den Rettungsorganisationen und der Bauleitung klappte hervorragend, trotz den verschiedenen Sprachen. Das gibt uns viel Sicherheit. Und gleichzeitig wissen wir nun, wie wir uns noch verbessern können.»
Für den Bau der zweiten Gotthardröhre wird von beiden Seiten her gebohrt und es kommen insgesamt vier Tunnelbohrmaschinen (TBM) zum Einsatz: Im Norden und im Süden je eine kleine TBM mit einem Durchmesser von rund 7 m für den Ausbruch der beiden Zugangsstollen zu den Störzonen und je eine grosse TBM mit einem Durchmesser von über 12,3 m für den Ausbruch der zweiten Tunnelröhre.