Der Bau der zweiten Röhre bringt positive Externalitäten mit sich. So kann unter anderem die Höchstspannungsleitung, welche aktuell als Freiluftleitung über den Gotthard führt, in das Bauprojekt integriert werden. Die Leitung über den Gotthardpass wird zurückgebaut, die Umgebung renaturiert.
Im Gegensatz zur bestehenden Gotthardröhre, wird der neue Strassentunnel unter Einsatz einer Tunnelbohrmaschine ausgebrochen. Der daraus entstehende Hohlraum unterhalb der Fahrbahn ermöglicht die Bündelung diverser Infrastrukturen. Neben den eigenen Werkleitungen bietet die zweite Röhre Platz für Synergien mit anderen Projekten. Der Bund ist verpflichtet, das Potenzial zur Bündelung von Übertragungsleitungen mit Nationalstrassen und Eisenbahnstrecken zu prüfen.
Die Verbindungsachse zwischen Nord und Süd hat eine strategische Bedeutung für die Stromversorgung. So erhielt Swissgrid vom Bundesamt für Strassen sowie Bundesamt für Energie die Zusage und somit die Möglichkeit, die europaweit erste Höchstspannungsleitung in einen Strassentunnel zu verlegen – ein Pionierprojekt. Die Höchstspannungsleitung durch das Gotthardmassiv hat eine Übertragungskapazität von einem Gigawatt, welches der Leistung eines Kernkraftwerks entspricht. Entsprechend waren für die geplante Erdverlegung diverse technische Abklärungen notwendig.
Die Einpflegung der rund 18 Kilometer langen Kabel im Hohlraum unter dem Pannenstreifen verläuft parallel mit den Arbeiten zum Strassentunnel. Die 220-kV-Leitung wird voraussichtlich 2030 fertiggestellt sein und die längste erdverlegte Höchstspannungsleitung der Schweiz sein. Diese ersetzt die sanierungsbedürftige Freileitung über den Gotthard. Der Rückbau von über 70 Hochspannungsmästen und der 23 Kilometern Freileitung wertet die Landschaft und den Lebensraum am Gotthard auf. Dieser Mehrwert kostet 107 Millionen Schweizer Franken.