Bundesamt für Strassen ASTRA
A2 Zweite Röhre Gotthard

Peter Amacher und die Schätze des Gotthardmassivs

06.02.2024

Niemand kennt die Bodenschätze im Gotthard besser als er: Peter Amacher begleitete als Mineralienaufseher den Bau des Gotthard-Basistunnels und hat auch beim Bau der zweiten Gotthard-Strassenröhre bereits Kristalle im Wert von über 100 000 Franken gefunden.

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Foto: Kristallhüter Peter Amacher (Quelle: Mesch & Ugge AG, Zürich)

Herr Amacher, «Mineralienaufseher» ist eine ziemlich einzigartige Jobbezeichnung. Welche Aufgabe haben Sie beim Bau der zweiten Röhre des Gotthard-Strassentunnels?

Zusammen mit einem kleinen Team bin ich im Auftrag des Kantons Uri für die Sicherung der gefundenen Mineralien zuständig. Nach einer gründlichen Reinigung kategorisieren wir die Funde und wählen die besten Stücke aus. Diese kommen anschliessend in die kantonale Mineraliensammlung, die im Schloss A Pro in Seedorf besichtigt werden kann.

Wir machen aber auch viele kleinere Funde. Diese verkaufen wir meist an interessierte Sammlerinnen und Sammler. Am Tag der offenen Baustelle im vergangenen Jahr in Göschenen haben wir einige kleine Kristalle im grossen Sandkasten versteckt. Das war ein ziemlicher Publikumsmagnet für Gross und Klein!

Werden die gefundenen Materialien auch zu Forschungszwecken verwendet?

Wenn wir wissenschaftlich interessante Funde machen, beispielsweise solche mit Kleinmineralien, stellen wir die Stücke der Forschung zur Verfügung. Wir arbeiten dafür mit dem Professor für Mineralogie Edwin Gnos zusammen, der selbst aus Amsteg stammt. Die Mineralien mit radioaktiven Isotopen, zum Beispiel Monazite, können dann zur Altersbestimmung herangezogen werden. So leisten wir immer wieder kleine Beiträge, um ein bisschen mehr über die Entstehung unserer Berge zu erfahren.

Sie waren in den letzten Jahren fast täglich auf der Baustelle in Göschenen anzutreffen. Wie muss man sich Ihre Arbeit im Tunnel vorstellen?

Wir warten viel! (lacht) Wir sind jeweils nach den Sprengungen vor Ort und müssen zunächst warten, bis der Schutt weggeräumt ist. Danach untersuchen wir die Stellen nach Mineralienklüften und sichern die Funde.

Die bisherige Bauzeit war für uns sehr spannend, da viel gesprengt wurde – zum Beispiel der neue Zugang zum Service- und Infrastrukturstollen, der Transportstollen oder der erste Abschnitt des Zugangsstollens. In den nächsten Monaten wird noch die Startstrecke für die Tunnelbohrmaschine gesprengt und die Störzone Nord ausgebrochen werden. Später, während des Hauptvortriebs mit der Tunnelbohrmaschine, werden wir kaum mehr an den nackten Felsen herankommen, da dieser sofort mit Betonplatten abgedeckt werden wird.

Bei den regelmässigen Querschlägen, Ausweichnischen und Verbindungsstollen werde ich aber weiterhin vor Ort sein. Der Vortrieb mit der Tunnelbohrmaschine macht meine Arbeit planbarer, was mir mit meinen 70 Jahren doch entgegenkommt.

Unterscheiden sich die Funde beim Bau der zweiten Strassenröhre von denjenigen aus dem Basistunnel?

Der Hauptunterschied liegt im Gestein, durch welches die Tunnel verlaufen. Der Gotthard-Basistunnel passiert auf der Nordseite unterschiedliche Gesteine, vom Nordportal in Erstfeld bis nach Sedrun fanden wir deshalb 54 verschiedene Mineralien. Die zweite Röhre des Strassentunnels verläuft auf der Urner Seite primär durch das Aarmassiv, weshalb wir nicht mit einer so vielfältigen Mineralogie rechnen. Bisher haben wir vor allem im Granit- und Augengneis nahe Göschenen Klüfte gefunden und rund 20 Mineralien gezählt.

Welchen finanziellen Wert haben die gefundenen Mineralien?

Der Wert hängt stark von den enthaltenen Mineralien und natürlich der Qualität ab. Wir schätzen jeden Kristall für die Versicherungssumme des Kantons Uri. Unsere wertvollsten Funde sind eindeutig die Rosafluorite, von denen wir gleich mehrere mit herausragenden Merkmalen gefunden haben. Der Wert solcher Stücke liegt zwischen 50 000 und etwas über 100 000 Franken. Wir haben aber auch schon deutlich höhere Kaufangebote erhalten. Die Mineralien gehören dem Kanton Uri, so wie alle Bodenschätze, die beim Tunnelbau zum Vorschein kommen.

«Der Kristallhüter vom Gotthard»

«SRF Dok» gibt einen spannenden Einblick in den ungewöhnlichen Job von Peter Amacher und zeigt, welche Schätze das Gotthardmassiv offenbart hat.

Hier geht's zur Doku!

(verfügbar bis 18.07.2024)