Am 4. Dezember wird der Festtag der heiligen Barbara begangen. Sie gilt als Schutzpatronin der Bergleute, ihr Abbild findet sich auf jeder Tunnelbaustelle. Die Statue erinnert die Arbeiterinnen und Arbeiter täglich an die Gefahren im Berg. Beim Tunneldurchschlag kommt der Märtyrerin deshalb eine ganz besondere Ehre zuteil.
Der Durchschlag eines neuen Tunnels ist ein herausragendes Ereignis. Für die betroffenen Mineure, Planerinnen, Architekten und Projektleiterinnen markiert dieser Tag einen Meilenstein in ihrem mehrjährigen Kampf mit den Herausforderungen im Berg. Der Tag wird dabei oft von grossen Festivitäten begleitet. Die heilige Barbara steht dabei oft im Zentrum, wenn alle Kameras auf das letzte Felsstück gerichtet sind, wenn ein erstes, kleines Loch entsteht und die Öffentlichkeit mitfiebert. Eine kleine Barbara-Figur ist stets die erste, die den Tunneldurchschlag passiert, getragen in den Händen eines Mineurs.
Die heilige Barbara gilt schon seit Jahrhunderten als Schutzheilige der Berg- und Tunnelbauarbeiter und sie hat ihre Bedeutung bis heute beibehalten. So steht sie nicht nur beim Tunneldurchschlag im Vordergrund: Bereits beim Start der ersten Vortriebsarbeiten an der zweiten Gotthardröhre, beim sogenannten «Anschiessen» am 7. Mai 2021, wurde die Barbara-Figur gesegnet. Seither wacht sie in einer Nische bei den Tunneleingängen über die Mineure. Nach der Fertigstellung soll sie im Innern des Tunnels platziert werden und dereinst für die Sicherheit der Reisenden sorgen.
Die Schutzpatronin der Bergleute basiert auf dem historischen Vorbild der Barbara von Nikomedien, die im 3. Jahrhundert auf dem Gebiet der heutigen Türkei gelebt haben soll. Ihre Existenz ist jedoch nicht gesichert. Der Legende nach soll Barbara eine schöne und kluge Frau gewesen sein, um deren Hand viele Männer anhielten. Entgegen den Wünschen ihres Vaters wollte sie von ihnen nichts wissen, stattdessen hatte sie sich dem christlichen Glauben und Leben als Jungfrau verschrieben. Daraufhin musste Barbara für ihren Glauben mit schrecklichsten Peinigungen und Marterungen bezahlen. Die Geschichte besagt, dass ihr dabei einmal die Flucht aus einem Turm durch einen kleinen Felsspalt gelang, der sich vor ihr öffnete. Sie wurde jedoch erneut gefunden und letztlich durch ihren eigenen Vater enthauptet. Auch er starb kurz darauf, als er von einem Blitz getroffen wurde.
Die christliche Märtyrerin steht heute sinnbildlich für die Wehr- und Standhaftigkeit der Tunnelbauarbeiter und erinnert – insbesondere mit dem Blitz – an die Gefahren, die im Berginnern lauern. So lädt die kleine Statue am Tunnelportal die Mineurinnen und Mineure ein, täglich innezuhalten und sich der Risiken ihrer Arbeit bewusst zu werden.